Das CUBE Restaurant im Kunstmuseum Stuttgart befindet sich im obersten Stockwerk des Kubus oder CUBE, wie Stuttgarter das Kunstmuseum üblicherweise nennen. Das Restaurant ist komplett verglast und bietet einen herrlichen Blick über die Stuttgarter Innenstadt.
Im CUBE Restaurant habe ich schon oft mit Kollegen oder Geschäftspartnern zu Mittag gegessen. Die Aussicht ist schön und es liegt zentral. Aber das Essen fand ich nicht so gut, vor allem im Verhältnis zu den Preisen. Aus meiner Sicht geht man ins Cube Restaurant wegen der Aussicht und nicht wegen des Essens.
Vom 03.07.2023 bis zum 10.09.2023 findet im Cube Restaurant für zwei Monate die Veranstaltung „SUMMER IN THE CUBE“ statt. Während dieser Zeit zeichnen sich neben dem aktuellen Küchenchef Tim Strasser auch Philipp Kovacs und Florian Pentzlin für die Küche und die Menüs verantwortlich.
Philipp Kovacs hat (zusammen mit seinem Sous-Chef Florian Pentzlin) im Goldberg in Fellbach zunächst einen und dann im April 2021 sogar zwei Sterne erkocht. Leider wurde das Goldberg im Juli 2022 geschlossen. Überraschenderweise (zumindest für mich) haben Philipp Kovacs und Florian Pentzlin kein neues Projekt gestartet, sondern sind weiterhin Teil der Rauschenberger Gruppe, die neben Catering und dem Goldberg unter anderem auch das Cube Restaurant betreibt.
Die Kochkunst von Philipp Kovacs haben wir schon mehrfach erlebt. Als er 2020 im Goldberg auch explizit ein vegetarisches Menü auf die Karte setzte, waren wir sehr gespannt. Der erste Besuch war noch nicht ganz überzeugend, die beiden folgenden umso besser (leider haben wir den Bericht von 2020 nie aktualisiert). Umso enttäuschter waren wir, als das Goldberg Mitte 2022 geschlossen wurde.
CUBE Restaurant, Stuttgart
Im Rahmen der Veranstaltung SUMMER IN THE CUBE werden abends drei Menüs angeboten: Neben einem Fisch-Fleisch-Menü („Summer Breeze“) und einem Fleisch-Fisch-Menü („Epicurean“) gibt es auch ein vegetarisches Menü („Green Garden“).
Ich bin zu Beginn etwas skeptisch. Wird es dem Team um Philipp Kovacs gelingen, die Zwei-Sterne-Küche vom Goldberg ins Cube Restaurant zu übertragen? Das Niveau ist ganz anders, es gibt viel mehr Sitzplätze und ein anderes Team. Da kann man nicht die gleichen Ansprüche stellen. Aber ein bisschen besser als bei meinen letzten Besuchen im Cube Restaurant sollte es schon werden.
Die Aussicht vom Cube Restaurant ist auch am frühen Abend spektakulär. Wir werden freundlich empfangen und zu unserem Tisch geführt.
Im Laufe des Abends füllt sich das Restaurant. Jeder Platz ist besetzt. Die Atmosphäre ist niveauvoll, aber ungezwungen, man hat nicht das Gefühl, in einem klassischen Fine-Dining-Restaurant zu sitzen. Ich vermute, dass nicht alle Gäste normalerweise in ein Sternerestaurant gehen würden. Es wäre schön, wenn diese Veranstaltung vielleicht einige Gäste ein wenig an das Thema Fine Dining heranführen würde.
Die Bedienung ist freundlich und gut geschult. Später erfahren wir, dass einige der Servicekräfte auch im Goldberg gearbeitet haben und sich nun freuen, wieder ein „richtiges“ Sterne-Menü mit Weinbegleitung servieren zu dürfen.
Das Menü bei „Summer in the Cube“
Zu Beginn gibt es eine extra Cocktailkarte mit drei alkoholischen und einem alkoholfreien Cocktail. Der Cocktail mit Gin, Sake und Apfel – für den ich mich entscheide – schmeckt schon mal fruchtig und gut. Eine nette Abwechslung zum üblichen Sekt oder Champagner als Aperitif.
Es gibt auch eine alkoholische und eine alkoholfreie Weinbegleitung. Die alkoholfreie Begleitung besteht ausschließlich aus (den sehr tollen) Produkten der Manufaktur Jörg Geiger. Wir haben uns jedoch für einen Flaschenwein entschieden. Die Weinkarte des Restaurants Cube passt auf eine DINA3-Seite, hat aber gerade aus der Region einige schöne Weißweine auf der Liste. Die Preise bewegen sich – fairerweise – um das Doppelte des Ladenpreises. Wir entscheiden uns zu Beginn für den OVUM Sauvignon Blanc vom Weingut Aldinger aus 2020.
Als Gruß aus der Küche wird japanischer Eierstich mit gerösteten Mandeln und Steinpilzen serviert. Sah unspektakulär aus, war aber sehr abwechslungsreich. Die Steinpilze waren von guter Qualität, die Mandeln gaben etwas Knusprigkeit und der Eierstich hatte eine fluffige Konsistenz. Ein schöner Einstieg.
Der erste Gang des fünfgängigen vegetarischen Menüs besteht aus KOHLRABI | GURKE | MELONE | SCHWARZWALD MISO. Der Kohlrabi ist sehr gut gegart und schön bissfest mit gutem Aroma. Das Kohlrabi-Sorbet ist gut, aber sehr süß, fast wie ein Dessert. Das kontrastiert aber erstaunlich gut mit dem Miso. Die Melone gibt dem Ganzen eine fruchtige Note. Herauszuheben ist der Cracker, der anders als bei vielen anderen Restaurants, tatsächlich einen erkennbaren Geschmack hat. Eine wirklich schöne Vorspeise.
Als zweiter Gang wird SELLERIE AUS DEM SALZTEIG | KOKOS | ROSCOFF | MIRIN serviert. Hier merkt man leichte asiatische Anklänge, die aber in der schriftlichen Speisekarte präsenter sind als auf dem Teller. Auch heute gibt es – wie in vielen vegetarischen Menüs – Sellerie im Salzteig. Dieser ist gut gebacken und schmackhaft. Das Highlight des Gangs sind die knackigen Roscoff-Zwiebeln und die würzige Sauce.
Das Tempo beim Servieren der Gänge ist angemessen, weder zu schnell noch zu langsam. Wirklich beeindruckend bei den vielen Gästen im Restaurant.
Der dritte Gang wird als BLUMENKOHL | LAUCH | ERBSE | PASSIONSFRUCHT angesagt. Der Blumenkohl ist köstlich, schön klassisch mit den Mandelsplittern. Richtig gut sind die gegrillten Lauchstücke, die einen tollen Biss haben und sehr intensiv schmecken. Die fruchtige Passionsfruchtsoße passt sehr gut dazu.
Als Hauptgang gibt es AUBERGINE | BROKKOLI | KIMCHI | THAI HOLLANDAISE. Das war der Höhepunkt des Menüs. Die Aubergine hat eine sehr feste, fast fleischige Konsistenz. Beim Aufschneiden kann man eine Art Marmorierung erkennen. Auch der Geschmack ist für mich in dieser Form neu; etwas weniger klassischer Auberginengeschmack, mehr in eine kräftigere Richtung. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass die Aubergine für die Zubereitung eingestochen und dann im Ganzen in Öl von innen heraus frittiert wird. Das gibt ein tolles Ergebnis. Dazu gibt es eine Hollandaise und eine Art Sojasauce, in die man die Aubergine tunken kann. Wirklich gut, wohlschmeckend und überraschend.
Zum Nachtisch gibt es JAPANISCHER GARTEN | GUANAJA | KIRSCHE | BUCHWEIZEN. Der weiße Teil des „Baumes“ besteht aus Zuckerwatte und der „Stamm“ aus Schokolade. Unten ist eine Art Schokoladenpudding in Kirschsoße mit ein paar knusprigen Schoko-Kieseln. Der Gang ist schön anzusehen, aber nicht mein Fall. Aus meiner Sicht kann sich der Gang nicht entscheiden, ob er ein Frucht- oder ein Schoko-Dessert sein will. Der Schokoladengeschmack kommt nicht so richtig raus, die Textur schwankt zwischen Pudding und Kuchen. Der Buchweizen schmeckt ein bisschen wie labbriges Popcorn. Aber mich konnte das etwas abfallende Dessert nach dem Rest des tollen Menüs nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Fazit
Als wir gegen halb elf das Restaurant verlassen, hat es sich schon merklich geleert. Viele Gäste haben wohl nicht das ganze Fünf-Gänge-Menü genossen. Aber dann haben sie – zumindest beim vegetarischen Menü – wirklich etwas verpasst.
Das Konzept Summer in the Cube ist für mich die Überraschung des Stuttgarter Sommers. Wirklich gutes Essen zu einem fairen Preis in einer der schönsten Locations Stuttgarts. Das vegetarische Menü kann ich jedem empfehlen. Es ist – natürlich – keine Zwei-Sterne-Küche. Aber es ist eine sehr gute vegetarische Küche mit einigen Überraschungen, wie man sie in Stuttgart nicht oft findet.
Wer also bis zum 10.09.2023 noch einen Abend frei hat, sollte im Cube Restaurant vorbeischauen. Für alle anderen und für uns hoffe ich, dass wir bald wieder mehr von Philipp Kovacs und seiner Küche zu schmecken bekommen. Es wäre sonst ein echter Verlust für Stuttgart.
Anschrift
CUBE Restaurant
Kleiner Schloßplatz 1
KUNSTMUSEUM
70173 Stuttgart
www.cube-restaurant.de