Ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung hat uns wieder an das Goldberg erinnert, wo wir vor einigen Jahren schon einmal einen schönen Abend mit gutem Essen verbracht haben. Das Goldberg befindet sich in Fellbach und ist vom Guide Michelin mit einem Stern und vom Gusto mit 8 Pfannen ausgezeichnet.
Goldberg, Fellbach
„Wie satt macht das 1000-Kalorien-Menü der Zukunft“ heißt der Artikel, in dem es um die Koch-Challenge geht, an welcher unter anderem Küchenchef Philipp Kovacs aus dem Goldberg teilnimmt. Es geht um das „Menü der Zukunft“: Vegan, zuckerfrei, 1.000 Kalorien sollen es ein. Ich persönlich denke beim Restaurantbesuch eigentlich lieber nicht an Kalorien, trotzdem gefällt mir die Idee mit dem Menü der Zukunft gut. Insbesondere freut es mich, dass mit diesem fleischlosen Konzept die vegetarische Küche wieder ein Stück weiter in die Sterneküche einzieht. Entsprechend dieser Zielsetzung steht beim Goldberg nun auch ein vegetarisches Menü namens „Zukunft“ auf der Karte – allerdings nicht vegan und ohne Kalorienbeschränkung.
An einem Samstagabend im August machen wir uns also auf den Weg ins Goldberg. Die Location in der Schwabenlandhalle ist von außen nicht gerade ein glamouröses Glanzstück. Bei der großen grauen Mehrzweckhalle handelt es sich um einen verschachtelten Betonklotz aus den achtziger Jahren und sie erinnert mich entfernt an mein altes Schulgebäude mit Turnhalle. Aber es kommt auf die inneren Werte an und sobald wir das Restaurant betreten, stimmt das Ambiente. Die Einrichtung ist modern und eher schlicht gehalten mit – dem Namen entsprechend – dezenten Details in Gold.
Das Menü
Wir wählen das Menü „Zukunft“, das mit 5-Gängen für 89 Euro fair bepreist ist. Anders als bei manch anderen Restaurants besteht zu den „normalen“ Menüs ein spürbarer Preisunterschied (119 Euro für 5 Gänge), was aus unserer Sicht angemessen. Dazu nehmen wir die Weinbegleitung. Der Service ist super freundlich und wir fühlen uns sofort wohl.
Als Gruß aus der Küche erhalten wir eine schwarze Kugel aus verarbeiteter Kartoffel mit Frischkäse gefüllt und standesgemäßem Blattgoldschnipsel. Der Start ist super lecker und macht Lust auf mehr. Allerdings beruht die schwarze Farbe auf Tintenfischtinte. Wir wurden gefragt, ob dies im Rahmen des vegetarischen Menüs in Ordnung sei und haben dies bejaht. Wir wollen nicht zu streng sein und genießen die Leckereien.
Es folgt ein sehr leckeres Sauerteigbrot sowie Schüttelbrot mit Kümmel. Dazu gibt es rahmige Butter und Frischkäse, die jeweils auf einem Stein angerichtet sind.
Als weiteren Gruß aus der Küche erhalten wir eine lockere Kartoffelcreme auf aromatischen Pilzen mit Croutons – ein absolutes Wohlfühlessen.
Als ersten Gang gibt es Kohlrabi in Schwarzwaldmiso mit Buttermilch, der uns ausgezeichnet schmeckt. Der Gang enthält einen Klecks Estragonsorbet und die Kombination des Kohlrabis mit der intensiven Soße mit Dillnoten ist für mich perfekt.
Auch der zweite Gang überzeugt uns. Es handelt sich um eine gebackene Aubergine mit grüner Tomate und Senfsaat. Die Textur der Aubergine mit den dünnen Scheiben einer grünen Tomate und die herrlich aromatische Soße treffen genau unseren Geschmack.
Leider kann der Hauptgang aus unserer Sicht nicht mit den beiden vorhergehenden Gängen mithalten. Der in der Salzkruste geschmorte Sellerie mit roter Beete, Ziegenkäse und Kartoffelcreme wirkt auf uns unharmonisch. Der Sellerie, der von der Komposition des Gerichts her quasi als Fleischersatz eigentlich der Star dieses Gangs sein müsste, schmeckt enttäuschend belanglos. Die homöopathischen Kleckse mit Ziegenkäse und Kartoffelcreme gehen komplett unter. Einzig der Gemüsejus ist eine Wucht – vom Geschmack her sehr nahe an einer „richtigen“ Bratensoße. Der Gemüsejus ist wunderbar aromatisch und erinnert mich entfernt an Weihnachten. Allerdings haben wir aktuell August und die Soße kann den Gang nicht retten. Mit Abstand der Gang, der uns am wenigsten gefallen hat.
Gut gefällt uns hingegen der Käsegang. Ein Heggelbacher Camenbert mit Stachelbeere, Sojamilch und Sauerklee. Diese interessante Kombination schmeckt lecker und ist aufgrund der angemessenen Menge auch nicht zu mächtig. Bei mir gibt es außerdem immer einen Pluspunkt dafür, wenn der Käsegang tatsächlich ein angerichteter Gang ist. So sehr ich Käsewagen liebe, noch mehr gefallen mir interessante Kompositionen mit Käse.
Als Pre-Dessert erhalten wir ein erfrischendes Bellini-Sorbet – eine Kreation aus Champagnersorbet und Pfirsich.
Der Nachtisch besteht hauptsächlich aus Creme: „Mojito“ mit Aprikose, Kokos sowie Beeren und ist leider nicht mein Fall. Für mich persönlich ist das Dessert zu fruchtig mit zu viel Säure und den Schaum mit Kokos finde ich etwas fad. Auch der Name „Mojito“ passt aus meiner Sicht nicht, da der Geschmack davon doch relativ weit entfernt ist. Das Mojito-Feeling will zumindest bei mir nicht recht überspringen. Aber Geschmäcker sind verschieden – Felix schmeckt der Nachtisch gut. Vielleicht war ich auch einfach schon zu satt.
Versöhnt werde ich jedenfalls mit dem süßen Abschluss. Zum Espresso bekommen wir ein Sortiment aus Johannisbeergelee, Macarons (Pistazie und Vanille) und einer Praline mit goldener Milch, die anscheinend wahnsinnig gut fürs Immunsystem sei. Die für mich fehlende Süße beim Nachtisch wird so nachgeholt.
Fazit
Insgesamt hatten wir einen schönen Abend mit sehr gutem Essen und begrüßen das neue Konzept mit der vegetarischen Variante auf der Karte. Dass der erste Gruß aus der Küche mit Sepia eingefärbt war, hinterlässt irgendwie den Eindruck, als ob das Goldberg selbst noch nicht 100% hinter dem Konzept steht. Auch beim Hauptgang hatten wir den Eindruck, als ob die Küche hier lieber ein Fleisch dazu serviert hätte. Mit der Zeit geht dem Goldberg das vegetarische Menü vielleicht noch mit einer größeren Selbstverständlichkeit von der Hand. Aber die Richtung stimmt und wir sind in jedem Fall zufrieden nach Hause gegangen.
Dazu hat nicht zuletzt der freundliche Service sowie die gute Weinbegleitung seinen Teil beigetragen – besonderes in Erinnerung bleibt der Sauvignon Blanc von der KSK Vintage Winery und der Omina Romana Hermes Diactoros II.
Ich habe mir aus dem Zeitungsartikel gemerkt, dass ich außerdem wahrscheinlich kaum Kalorien zu mir genommen habe. Zwar ist vom Kaloriengehalt auf der Speisekarte nirgends die Rede, einreden kann man sich das aber trotzdem. Somit haben wir mit unserem Besuch im Goldberg ganz nebenbei was für unsere Figur getan – und sogar noch unser Immunsystem gestärkt. Was will man mehr. Wir werden in Zukunft bestimmt nochmal wiederkommen.
Bewertung
- Essen 7/10
- Service 8/10
- Ambiente 8/10
- Gesamtwertung: 7/10
Anschrift
GOLDBERG Restaurant & Winelounge
Guntram-Palm-Platz 1
70734 Fellbach
www.goldberg-restaurant.de