Wenn wir einen Urlaub planen, dann gehört natürlich die Recherche nach guten vegetarischen Restaurants dazu. In Spanien ist das – außerhalb von Barcelona und Madrid – nach unserer Erfahung noch schwieriger als in Deutschland. Viele Sterne-Restaurants bieten kein vegetarisches Menü an, beispielsweise gab es – jedenfalls im September 2022 – in ganz Andalusien kein Sterne-Restaurant mit vegetarischem Menü im Angebot.
Daher waren wir überrascht als wir festgestellt haben, dass es in Valencia sogar zwei Ein-Sterne-Restaurants mit einem vegetarischen Menü gibt. Zum einen das Restaurant Riff, von dem deutschen Koch Bernd Knöller. Zum anderen das Restaurant La Salita von der spanischen Köchin Begoña Rodrigo.
Begoña Rodrigo hat das Restaurant Salita im Stadtteil Ruzafa von Valencia bereits im Jahr 2005 eröffnet. Neben dem Sternerestaurant betreibt sie auch ein Bistro, das sich im selben Gebäude befindet. Begoña Rodrigo ist über Valencia hinaus bekannt, da sie 2013 in der spanischen Koch-Show Top Chef gewonnen hat und auch seitdem immer wieder im spanischen Fernsehen auftritt. Ihr Restaurant La Salita hat beim Guide Michelin einen Stern.
La Salita, Valencia, Spanien
Das Restaurant liegt im ohnehin sehr hübschen Stadtteil Ruzafa (manchmal als das SOHO Valencias bezeichnet) und ist bereits von außen schön anzusehen. Wenn es etwas wärmer ist, dann kann man auch draußen im Innenhof das Abendessen genießen. Leider ist es dafür Ende März noch etwas zu kalt.
Von dem Servicepersonal wird man über einen kurzen Blick in die Küche in den ersten Stock geführt. Hier findet man sich in einem quadratischen Raum wieder von dem vier Türen abgehen. Eine Tür führt in die Küche und zwei weitere Türen führen in zwei kleinere Räume in denen weitere Gäste sitzen können.
Die Dekoration ist sehr reduziert. Bis auf die Kamille an der Decke und den Fußboden gibt es nur in den vier Ecken subtile weiße runde Kreise, die die Wände zieren.
In den beiden Nebenräumen ist die Dekoration immer noch reduziert, aber die Wände sind zumindest etwas bunter. Interessant ist auch, dass die Tische nicht eingedeckt sind, sondern dies erst nach dem Erscheinen der Gäste geschieht. An diesem Mittwochabend sind alle Tische besetzt, allerdings kommen die meisten Gäste erst – wie in Valencia üblich – um 21 Uhr.
Das Menü
Es gibt im La Salita sowohl ein kleines und ein großes „normales“ Menü, als auch ein kleines und ein großes vegetarisches Menü. Das große Menü umfasst insgesamt 12 Gänge, das wir natürlich auswählen. Um auf die 12 Gänge zu kommen zählen sowohl die Grüße aus der Küche, als auch die Pralinen am Schluss zu den 12 Gängen. Aber man kann sich sicher sein, dass man das La Salita nicht hungrig verlassen wird.
Zu beachten ist, dass der Service im La Salita zwar sehr gut Englisch spricht und auch die Speisekarte uns später in einem versiegelten Umschlag auf Englisch übergeben wird. Gleichwohl können sich in dem nachfolgenden Bericht einzelne Ungenauigkeiten bei den Zutaten ergeben, die in der Übersetzung verloren gingen.
Zum Start des Abends gibt es einen wunderbaren Cava aus der Region von Valencia und im Anschluss einen „200 Moges Reserva blanco“ aus Rioja mit den Rebsorten Viura und Malvasia. Anzumerken ist, dass die Weine im La Salita – übrigens, wie überall wo wir in Valencia waren – sehr fair bepreist sind. Da macht das Weintrinken gleich doppelt Spaß.
Als ersten Gang gibt es einige Grüße aus der Küche: In dem Schälchen findet sich ein Blumenkohleis mit Trüffel, in der kleinen Pfanne eine eingelegte Karotte auf Algencreme, daneben ein Maki mit Couscous und Kohl und in dem Holzschälchen ein Ei-Schaum mit Tomate, Fenchel und Blumen.
Dazu gibt es noch eine Art Nigiri mit Gemüse, Pilzen und Tabasco.
Das ganze wird unter der Überschrift „by sea“ präsentiert. Insbesondere die Maki mit Couscous schmecken aufgrund der Algen auch sehr fischig und lecker. Die Nigiri sind dagegen ebenfalls lecker, wecken bei mir aber keine Assoziationen zum Meer. Highlight ist aber das Blumenkohleis mit Trüffel. Der Geschmack des Eises ist wunderbar und leicht süßlich. Dies harmoniert herrlich mit dem Trüffel.
Der zweite Gang wird als „The Tiara“ bezeichnet. Er handelt sich um ein Art Tatar aus Tomaten, Essiggurken, Radieschen und Johannisbrotbaumkernöl. So schön der Gang aussieht, so weckt er bei mir doch eher Assoziationen an einen klassischen Tomatensalat. Gut gemacht, aber kein Highlight.
Als nächstes kommt das Brot in Form einer Focaccia auf den Tisch. Das wird am Tisch mit sehr viel Olivenöl übergossen und kräftig gesalzen. Zwar macht es das viele Olivenöl etwas schwer das Brot unfallfrei zu essen. Dass Olivenöl mit Focaccia aber eine tolle Kombination ist, weiß wahrscheinlich jeder.
Als dritten Gang gibt es eine kalte Gurkensuppe mit kleinen Kügelchen, die aus Süßkartoffel, normaler Kartoffel, und Meerrettich bestehe. Dazu wird etwas Essig mit Öl und Knoblauch mit einer Pipette hinzugegeben. Das ist wiederum ein sehr leckerer Gang, der frisch schmeckt und nichts mit einer klassischen Gurkensuppe gemein hat.
Als vierten Gang gibt es Pinienkerne mit einer Erdnusscreme, Erdnuss, einer speziellen Bohne und eingelegtem Maitake-Pilz. Der Gang erinnert etwas an ein Risotto, wobei die Pinienkerne als Reisersatz dienen. Der ganze Gang schmeckt herrlich reichhaltig und nur mit einem Anklang nach Erdnuss. Ein klassisches Wohlfühlgericht.
Der fünfte Gang besteht aus Seetang, Salzpflanzen und Gemüse aus Valencia unter anderem Brokkoli, Blumenkohl, Gurke sowie Sellerie. Hier steht wieder eindeutig die Anlehnung an das Meer im Vordergrund. Der Gang dient vielleicht als eine Art „Erfrischungsgang“. Der sehr salzige Geschmack wird gut aufgefangen von dem gekochten Gemüse. Auch verschafft der Seetang und die Salzpflanze ein paar ungewohnte Geschmackserlebnisse.
Als sechsten Gang gibt es Beluga-Linsen, Curry und Blumenkohl. Der Gang ist ein absoluter Traum. Auch hier hat man wieder leichte Anklänge zu einem Curry. Allerdings schmeckt man hier deutlich die Zutaten heraus. Ein wunderbares Gericht.
Der siebte Gang wird – ähnlich wie die Grüße aus der Küche – in drei Teilen serviert. In dem Schälchen gibt es eine Gemüsebrühe, darauf einen Cracker mit Kürbis und daneben eine Teigkugel mit Pilzmousse.
Daneben steht ein kleines Schälchen mit einer Zwiebelcreme und Cracker.
Auf dem Tisch in der Mitte steht noch ein Teller mit einem Blatt in Tempura und hausgemachtem Senf sowie ein Cracker mit Tomate und Cassoleta-Käse.
Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Gang halten sollte. Die Kleinigkeiten waren alle nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. An dieser Stelle des Menüs wirkten diese kleinen Grüßen auch ein bisschen unpassend. Highlight war aber das Blatt aus wilden Kräutern in Tempura, das einen interessanten neuen Geschmacksaspekt gegebenen hat.
Als achten Gang kam dann das absolute Highlight des Abends: Spaghetti aus Pastinake, in der Mitte fermentierte Kohlcreme und dann wird noch ein Schafskäse darüber gehobelt. Das Gericht war absolut himmlisch. Die Kohlcreme hatte eine leicht säuerliche Note, die jedoch gut aufgefangen wurde von den fast schon süßlichen Pastinake-Nudeln. Der Schafskäse war rezent, aber super passend. Ein absolutes Wohlfühlgericht und eine wirklich tolle Idee.
Als neunten Gang gab es ein Brioche aus Selleriewurzel mit fermentiertem Soja. Auch nach unserem kurzen Urlaub konnten wir erkennen, dass die Valencianer Sandwiches lieben. Diese gibt es an jeder Ecke und mit vielen verschiedenen Belagen. Diese werden Bocadillos genannt. Wahrscheinlich ist dieser Gang eine leichte Referenz an diese Tradition. Aber eben mit dem besonderen Kniff das Toast nicht aus Weizen, sondern aus Selleriewurzel herzustellen. Wirklich ein neues Geschmackserlebnis, weil man eben etwas anderes erwartet und dann sehr positiv überrascht wird. Der schöne Abschluss des salzigen Teils des Menüs.
Als zehnten Gang und erstes Dessert gab es wilde Erdbeeren, Eis aus Yuzu und Ingwer sowie Zuckerwatte. Es handelte sich dabei um kleine Walderdbeeren, aber von herausragender Qualität. Dazu ein tolles fruchtiges Eis und die Zuckerwatte als Kindheitsreminiszenz. Schlicht, fruchtig und sehr gut.
Als elften Gang gab es Ziegenkäsecreme von der Käserei Hoya de la Iglesia, Feigencreme und in Rotwein eingelegte Feigen. Eigentlich könnte man hier einen Käsegang erwarten. Aber die Ziegenkäsecreme war sehr mild, so dass es sich doch eher um ein Dessert gehandelt hat. Die Ziegenkäsecreme war hervorragend, von einer tollen Konsistenz und mit einem süßlichen Geschmack mit leichter Bitternote. Dazu passte die Feigencreme und die ganzen weichen Feigen perfekt. Schlicht ein grandioser Gang.
Zum Ende und als quasi zwölfter Gang (oder war das Brot der zwölfte Gang?) gab es noch eine große Auswahl an Pralinen. Wir haben aber nur noch zwei aus weißer Schokolade probiert, die sehr lecker waren.
Fazit
Der Abend im La Salita war rundherum gelungen. Ein wirklich hervorragendes Menü mit tollen Produkten, die überwiegend lokal geerntet wurden. Dazu viele kreative Einfälle der Küche.
Das alles in einer Stadt, in der die vegetarischen Alternativen nicht so häufig sind wie beispielsweise in Deutschland. Es gibt zwar einige vegetarische oder sogar vegane Restaurants. Aber in den normalen Restaurants sind die vegetarischen oder sogar veganen Alternativen rar. Bestes Beispiel ein hipper Bowl-Laden in der Innenstadt, der zwanzig verschiedene Bowls anbot, aber nur eine vegetarische. In Stuttgart wäre mindestens die Hälfte vegetarisch oder vegan.
Der Service im Salita war sehr aufmerksam, humorvoll und freundlich. Auch wird einfach mal ein Glas Rotwein aufs Haus ausgeschenkt, weil er so gut zum Gang passt.
Wir verlassen das Restaurant sehr begeistert, freuen uns über die milden Temperaturen und die Erkenntnis, dass es auch in Spanien vegetarische Sterneküche auf sehr hohem Niveau gibt.
Bewertung
- Essen 9/10
- Service 9/10
- Ambiente 9/10
- Gesamtwertung: 9/10
Anschrift
La Salita
C/ Pere III El Gran, 11B
46005 Valencia
Spanien
Anarkiagroup.com/salita-eng