Nach einem entspannenden Urlaub im Elsass mit Abstechern in die beiden einfach besternten Restaurants Auberge Frankenbourg und L’Alchémille, sind wir für ein verlängertes Wochenende an den Bodensee gefahren.
Im wunderschön am Bodensee gelegenen Riva Hotel in Konstanz kommt schon beim nachmittäglichen Drink am Pool Urlaubsstimmung auf. Wir sind aber natürlich nicht (nur) zum Urlaub machen hier, sondern um das vegetarische Menü des Fine Dining Restaurants des Riva Hotels zu testen.
Ophelia, Konstanz
Das Ophelia Fine Dining ist mit zahlreichen Auszeichnungen geschmückt, beispielsweise mit zwei Sternen im Guide Michelin und mit der Höchstwertung von 10 Pfannen im Gusto. Mir ist das Restaurant besonders aufgefallen, als der Gusto Ende 2018 Dirk Hohberg mit viel Lob zum Koch des Jahres ernannt hat. Dirk Hoberg hat unter anderem im La Vie in Osnabrück und bei Harald Wohlfahrt in der Schwarzwaldstube gelernt. Bereits seit 2010 leitetet er die Geschicke des Ophelia in Konstanz.
Man kann direkt vom zweiten Stock des Riva Hotels über einen Steg zum Restaurant laufen. Wir entscheiden uns aber für den längeren Weg über den Haupteingang. Der erste Eindruck ist schon mal sehr stattlich.
An diesem sonnigen Sonntagabend ist nur draußen auf der Terrasse eingedeckt. Man hat hier einen schönen Blick auf den Bodensee. Im Wesentlichen schaut man aber auf die Sonnenschirme des Seerestaurants des Riva Hotels. Von dort aus wird man auch den ganzen Abend mit relativ lauter (und meiner Meinung nach unpassender) Musik beschallt. Das Glas Champagner stimmt dagegen sehr gut auf den Abend ein.
Überraschenderweise ist der Ausblick beim sehr leckeren Frühstück im Riva Hotel noch deutlich besser. Dafür sitzt man im Ophelia abgeschiedener von den anderen Restaurants.
Das Menü
Zu Beginn wird es etwas kurios. Ich habe mich mittlerweile dafür entschieden primär nur noch in Fine Dining Restaurants zu gehen, die ein vegetarisches Menü explizit anbieten. Vorher anzurufen und abzuklären, ob ein vegetarisches Menü ausnahmsweise möglich ist, ist nicht mein Ding. Wenn jemand kein vegetarisches Menü anbieten möchte, dann ist das sein gutes Recht.
Das Ophelia hat bei der Buchung einen Monat vorher auch ein vegetarisches Menü auf der Homepage, das sehr lecker klingt. Noch am Sonntagnachmittag findet man weiterhin sowohl ein vegetarisches als auch ein „normales“ Menü auf der Homepage. Am Sonntagabend liegt auf unserem Tisch auf der Terrasse dagegen nur eine Karte des „normalen“ Menüs ohne Hinweis auf das vegetarische Menü. Seit Montag findet sich das vegetarische Menü auch nicht mehr auf der Homepage. Dort gibt es nur noch den Hinweis „Wünschen Sie eine vegetarische Variante, ist das Menü frei von Fischen, Krustentieren, Fleisch und Geflügel.“
Auf Nachfrage wird uns aber mitgeteilt, dass es das vegetarische Menü weiterhin gibt. Leider sind zu diesem Zeitpunkt schon die ersten Grüße aus der Küche serviert. Die meisten enthalten Fisch oder Fleisch. Auf unsere Bitte erhalten wir aber sofort und sehr freundlich eine vegetarische Alternative.
Der erste Gruß aus der Küche besteht aus leckerem Blumenkohl–Konfit. Der Geschmack ist neu und lecker.
Im zweiten Gruß aus der Küche findet sich Saisonales Gemüse in einer krossen, frittierten Hülle. Auch lecker.
Beim Wein entscheiden wir uns – entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten – gegen die Weinbegleitung. Es gibt zwar eine Weinbegleitung, auf diese findet sich jedoch weder in Speisekarte noch online ein Hinweis. Wir nehmen – dem Wetter entsprechend – einen Chardonnay von Schloss Halbturn aus dem Jahr 2009. Dieser entpuppt sich als sehr gute Wahl.
Der Service ist den ganzen Abend sehr aufmerksam und freundlich. Hier stimmt wirklich jeder Handgriff und alles ist perfekt eingeübt. Auch die „diskussionsfreudigen“ Gäste am Nachbartisch bringen den Service überhaupt nicht aus der Ruhe.
Dann geht es los mit dem vegetarischen Menü in sechs Gängen (einer weniger als beim „normalen“ Menü).
Als erstes findet sich gleich ein wunderbares Kunstwerk auf dem Teller: Reichenauer Gurke (Stachys – Creme Fraîche – Tapioka). So eine wunderschöne Kreation habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In dem in Gurke eingepackten Paket findet sich unten die Creme Fraîche und darüber kleine, kalte und intensive Gurkenkügelchen. Diese bilden eine herrliche Kombination aus Frische, Süße und Cremigkeit. Der Tapioka-Chip und die Stachys-Blüten sind da nur ein schmückendes Beiwerk dieser tollen Komposition.
Als zweiten Gang wird Grüner Spargel (Koshu – Farro – Mandeln) serviert. Den Spargel findet man zum einen in Form von drei kleinen Stangen mit Köpfen und zum anderen als fein geschnittene Scheiben. Darunter findet sich eine Mischung aus Emmer (Zweikorn/Farro) und Mandeln, die sehr kräftig und nussig schmeckt. Der Spargel ist mit einer leichten Säure beträufelt, die ich nicht identifizieren kann, die aber zusätzliche Frische gibt. Der Geschmack des Spargels wird dadurch auch nicht überdeckt. Dazu gibt es einen Soße mit Koshu, einer speziellen Weinsorte aus Japan. Ebenfalls eine sehr gute Komposition auch wenn ich es mit etwas weniger Säure besser gefunden hätte.
Der dritte Gang nennt sich Nudeln (Pecorino – Trüffel – Erbsen). Der Star des Gerichts sind die Erbsen, die sich unter den Nudeltaschen finden. Diese haben ein tolles Aroma und schmecken perfekt. Dazu nur noch die mit Pecorino gefüllten Nudeln und etwas Trüffel und man hat ein nahezu perfektes Gericht.
Etwas überraschend gibt es vor dem Hauptgang die sogenannte Ophelia-Zitrone. Das ist vor allem Zitronensorbet, das sich in einer geeisten Zitrone findet. Es schmeckt sauer. Ich fand es gut und erfrischend. Auf jeden Falls sind wir jetzt für das Hauptgericht vorbereitet.
Es ist auf der Terrasse schon etwas dunkel geworden und nun folgt das Hauptgericht des Abends: Ratatouille (Oliven – Pinienkernen). In der Mitte finden sich abwechselnd gerollte gelbe und grüne Zucchini. Darüber ein großer Kleks Auberginenmus. Dazwischen dann noch kleine Paprika, Pinienkerne und Kleeblätter. Besonders betörend ist aber die Gemüse-Vinaigrette, die warm über das Gericht gegossen wird. Der Duft sticht einem förmlich in die Nase, so intensiv sind die Aromen. Nimmt man den ersten Bissen, dann schmeckt es tatsächlich wie Ratatouille. Und zwar wie das beste Ratatouille, das ich jemals gegessen habe. Das Gemüse ist perfekt und dazu diese geniale Vinaigrette. Ich bin im Himmel und freue mich sehr, dass die Portion so groß ist, dass Dani mir einen Teil von ihrem Teller überlässt.
Im Anschluss gibt es Käse von Maître Antony, einem Käseproduzenten aus dem südlichen Elsass. Dazu gibt es Trauben, Walnüsse, zwei Chutneys und ein fantastisches Früchtebrot. Genial ist der Coulommiers (zweite von links). Als Begleitung gibt es einen mit Cognac gespritzten Dessertwein aus Frankreich, der hier hervorragend passt.
Als Pre-Dessert wird dann ein Pfirsich Melba genanntes Gericht serviert. Es ist sehr lecker, allerdings ist der Pfirsich nicht sonderlich präsent. Dagegen findet man ganz unten noch eine Schicht Himbeeren, so dass mich das ganze eher an warme Himbeeren erinnert. Sehr lecker, aber der Name ist irreführend.
Lustigerweise hatten wir in der Auberge Frankenbourg kürzlich auch ein Pfirsich Melba genanntes Dessert, das seinem Namen gerecht wurde.
Das Dessert nennt sich Mojito (Kokos – weiße Schokolade). Oben findet sich Buttermilcheis, darunter dann Blättchen aus Limetten und weißer Schokolade, ganz unten Rum und Kokos. Man wird darauf hingewiesen, möglichst kräftig zu mischen, um den vollen Geschmack zu bekommen. Der ist tatsächlich sehr, sehr gut und das sage ich, obwohl ich eigentlich Nachtisch mit Alkohol nicht so mag. Geniale Idee und sehr gekonnt umgesetzt.
Zum Abschluss gibt es noch Brombeerparfait, Himbeerpralinen und eine Zitronentartelette. Diese sind ebenfalls richtige Geschmacksbomben, vor allem die Himbeerpralinen sind genial.
Nur die Knusperwaffel, die separat serviert wird, fällt etwas ab, sieht aber schön aus.
Fazit
Das Essen im Ophelia war wirklich großartig und ist seinen Vorschusslorbeeren von Guide Michelin und Gusto gerecht geworden. Insbesondere die geniale Gurkenkomposition der Vorspeise und das überragende Ratatouille stachen dabei besonders hervor. Im Ophelia bekommt man wirklich gute, leckere und kreative vegetarische Küche geboten.
Komischerweise ist dem Ophelia das vegetarische Angebot wohl selbst etwas unangenehm. Anders kann ich mir die Nicht-Angabe des vegetarischen Menüs auf der Speisekarte und die Entfernung von der Homepage nicht erklären. Auch würde ich mir wünschen – wenn man explizit zwei Menüs anbietet (wie dies noch am Sonntagnachmittag der Fall war) -, dass man vor dem Gruß aus der Küche kurz die Präferenzen abfragt. Mir tut es sehr leid, wenn ich Essen zurückgehen lassen muss.
Solche Erlebnisse sind für mich ein wesentlicher Grund für diesen Blog. Denn irgendwie ist das vegetarische Fine Dining Erlebnis noch nicht überall richtig angekommen. Im Ophelia gibt es angesichts der großartigen Gerichte auch gar keinen Grund dieses vegetarische Meisterwerk zu verstecken.
Bewertung
- Essen 9,5/10
- Service 8/10
- Ambiente 8/10
- Gesamtwertung: 9/10
Anschrift
Ophelia Fine Dining
Seestraße 25
78464 Konstanz
www.restaurant-ophelia.de