Eigentlich verfolge ich gewissenhaft die Verkündung der neuen Sterne des Guide Michelin und sehe mir gerne die aktuellen Preisträger, gerade in Baden-Württemberg, an. Komischerweise ist das Gourmetrestaurant Berlins Krone in Bad Teinach-Zavelstein bisher an mir vorbeigegangen. Erst aufgrund eines Besuchs einer Bekannten im Waldheim Zavelstein habe ich das mit einem Michelin-Stern geschmückte Berlins Krone entdeckt.
Bad Teinach-Zavelstein liegt im nördlichen Schwarzwald, nur etwa sechzig Minuten mit dem Auto von Stuttgart entfernt. Wir verbinden den Besuch allerdings mit einer Übernachtung im Hotel um auch das Wein-Angebot angemessen testen zu können.
Sowohl das Waldheim als auch Berlins Krone sind Teil des Hotel Berlins Krone Lamm. Der etwas sperrige Name resultiert aus dem Umstand, dass die Familie „Berlin“ ursprünglich das Hotel-Restaurant „Krone“ betrieben hat und dann noch das Hotel „Lamm“ übernommen hat.
Berlins Krone, Bad Teinach-Zavelstein
Das Gourmetrestaurant hat seit 2013 einen Michelin-Stern. Küchenchef ist Franz Berlin, einer der Söhne der Betreiber des Krone Lamm. Das Restaurant befindet sich nicht im Haupthaus des Hotels, sondern zwanzig Meter entfernt im sogenannten Stammhaus.
Es sind oft die Kleinigkeiten, die entscheiden, ob ich mich bei einem Restaurantbesuch wohl fühle. Als wir um halb acht im Restaurant ankommen werden wir freundlich begrüßt und zu unserem Tisch geführt. Auf dem Tisch liegt bereits die Speisekarte mit dem – rein vegetarischen – Menü, wie wir es bei der Tischreservierung angegeben hatten. Dies beruhigt, mich, da damit klar ist, dass unser Wunsch angekommen ist. Zudem finde ich es schön, wenn das Restaurant sich die Mühe macht, das angepasste Menü nochmal auszudrucken. Wir erleben es öfters als man erwarten würde, dass auf dem Tisch das „normale“ Menü liegt mit dem wir nur wenig anfangen können.
Der Gastraum des Restaurants ist in zwei Teile geteilt, die leicht unterschiedlich eingerichtet sind. Beide verbinden aber den alten Landgasthausstil gekonnt mit einem etwas moderneren Design. Das ist ähnlich gut wie im Landhaus Feckl gelöst. Besonders hervozuheben ist der große Abstand zwischen den Tischen, was auch in Gourmetrestaurants nicht immer selbstverständlich ist.
Der Service wird den ganzen Abend von Holger Klotz und einer Mitarbeiterin professionell, aber mit sehr viel Wärme und Herzlichkeit, erledigt. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter ist nach unserem kurzen Eindruck im Hotel Krone Lamm ein Markenzeichen.
Das Menü
Es gibt im Berlins Krone ein Menü mit fünf oder sieben Gängen. Wir entscheiden uns für das Fünf-Gang-Menü mit Weinbegleitung.
Als wir uns setzen steht auf dem Tisch steht bereits ein kleines Gläschen, das mit einer Mischung aus Molke, Grüner Apfel und Meerrettich gefüllt wird. Für mich dominiert vor allem der Apfelgeschmack. Aber ich finde es eine gute Idee direkt beim Hinsetzen eine Kleinigkeit zu servieren um noch vor dem Aperitif den Magen etwas vorzubereiten.
Kurz nachdem wir unseren Aperitif erhalten haben, stehen bereits die Amuse bouche auf dem Tisch. Im Löffel findet sich eine Auberginencreme, dazu gibt es rote Bete-Macarons mit Meerrettich und Pilz-Cracker. Die Macarons sind wirklich herausragend gut. Eine schöne Kombination zwischen dem scharfen Meerrettich und der Süße der roten Bete.
Auch beim nächsten Gang macht man mich sehr einfach glücklich. Ein wunderbar leckeres, noch lauwarmes Roggenmischbrot wird mit Öl, Butter und Salz serviert.
Als weiteren Gruß aus der Küche gibt es eine lauwarme Falafel auf Mango-Stücken in einer Karotten-Gazpacho. Das ist eine ganz gute Kombination. Die Falafel ist handwerklich sehr gut. Allerdings dominieren die Mango-Stücke das Gericht sehr, so dass die gut gemachte Karotten-Gazpacho nicht zur Geltung kommt.
Der erste Gang des Menüs ist Ziegenfrischkäse, Rhabarber, Zavelsteiner Waldhonig, Kefir. Das ist natürlich ein bekanntes Gericht, welches es in vielen Restaurants gibt. Allerdings gibt es diesmal einen Star, den man nicht erwarten würde. Die Gebäck-Hippen sind mit einem wunderbaren Honig zubereitet, der perfekt mit dem Ziegenfrischkäse und dem Kefir harmoniert. Der Rhabarber rundet das Gericht wiederum mit einer leichten Säure ab. Auch optisch ist das Gericht ein Hingucker.
Dazu gibt es einen halbtrockenen Riesling Kabinett vom Weingut Peter Lauer von der Saar, der hervorragend zu diesem leichten ersten Gang passt.
Als zweiten Gang gibt es Pilze, Erbsen, Buttermilch, Löwenzahn. In der Mitte findet sich ein Champignon in guter Qualität mit schönem Eigengeschmack. Dieser liegt auf einem Mousse aus Erbsen, die sich auch nochmal in ganzer Form in dem Pilz-Sud finden. An diesem Gang zeigt sich wieder wie ein guter Koch aus einfachen Zutaten tolle Kreationen „zaubern“ kann. Das Erbsenmousse hat eine angenehme Konsistenz und nur eine leichte Süße. Die ganzen Erben sind perfekt bissfest und passen wunderbar zu dem leckeren Pilz-Sud. Eine klasse Kombination.
Zu diesem Gang wird ein trockener Sauvignon Blanc vom Weingut Heidt aus Fellbach serviert, der gut harmoniert.
Als dritten Gang gibt es Onsen-Ei, Spargel, Wasabi, Yuzu. Drei grüne Spargel und ein weißer Spargel finden sich auf dem Teller, dazu ein Onsen-Ei und eine Soße mit Wasabi und Yuzu. Das ist ein perfekter Gang. Der Spargel hat eine tolle Qualität und ist schön al dente zubereitet und nicht so weich wie man ihn leider oft bekommt. Der Star des Tellers ist die fantastische Soße mit einer wunderbaren Umami-Note, die noch durch das Onsen-Ei herrlich ergänzt wird. Auch die Yuzu-Frucht schmeckt man überraschenderweise sehr deutlich heraus, was aber perfekt passt. Mein Lieblingsgang des Abends. Ich komme nicht umhin den Teller mit dem Roggenmischbrot abzutupfen.
Der dazu servierte Wein vom Weingut Quintodecimo aus Kampanien in Italien schmeckt allein sehr gut. Die deutlich vorhandene Säure verträgt sich meines Erachtens jedoch nicht perfekt mit dem Gericht.
Als Hauptgang gibt es Sellerie aus dem Smoker in Gewürzjus, Zucchini, Couscous, Joghurt. Geräucherter Sellerie ist auch ein Klassiker der vegetarischen Gourmetküche. Leider sind die Ergebnisse oft eher enttäuschend. Diesmal jedoch bemerkt man bereits beim Servieren den tollen Rauchgeruch, der sich auch im perfekt bissfesten Sellerie fortsetzt. Zusammen mit der würzigen Gemüsejus ergibt das ein hervorragendes Geschmacksbild. Unter der Zucchini-Blüte findet sich zur Abrundung ein schmackhafter Couscous-Salat. Die Zucchini-Spaghettini sind dagegen langweilig und eigentlich nur aus optischen Gründen zu erklären.
Der dazu servierte Zweigelt Reserve von der Sommerhalde vom Weingut Zimmerle aus Korb im Remstal schmeckt hervorragend und trägt seinen Teil zu diesem tollen Gang bei.
Als Pre-Dessert gibt es Schokoladeneis mit Eierlikör. Das ist ein schöner Klassiker, der hier sehr leicht und angenehm umgesetzt wird. In der Regel würde man ein schweres Gericht erwarten, aber der Eierlikör ist als Espuma zubereitet und die Schokolade ist ebenfalls schön fluffig. Damit wird dieses Pre-Dessert seiner Aufgabe als Magen-Öffner gut gerecht und schmeckt dabei auch noch sehr gut.
Als Dessert gibt es Erdbeere, weiße Schokolade, Limette, Joghurt. Auch hier hat sich die Küche große Mühe gegeben und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die intensive Erdbeere wird in vielen Varianten serviert und mit der weißen Schokolade und dem Jogurt abgerundet. Keine große Überraschung, aber schön umgesetzt. Gerade für diesen lauen Frühlingsabend ein sehr leckeres Dessert.
Dazu gibt es keinen Süßwein, sondern einen Schaumwein vom Weingut Barone Pizzini aus Franciacorta.
Zuletzt gibt es noch Petit Fours. Ein lauwarmer Berliner, ein Waldfrucht-Gelee und eine Karamell-Erdnuss-Praline von Kevin Kugel. Die Praline ist gewohnt gut. Die Berliner sind wirklich lecker, perfekt zubereitet und mit Marmelade gefüllt. Davon hätte ich gerne auch den großen Bruder gegessen. Das Waldfrucht-Gelee hat eine hohe Säure, die Dani „die Schuhe auszieht“. Mir schmecken sie ganz gut, auch wenn ich nicht weiß, warum diese Gelees Einzug in die Sterneküche gehalten haben.
Fazit
Man muss offensichtlich nicht bis nach Baiersbronn fahren um im Schwarzwald eine wunderbare Sterneküche zu finden. Das Berlins Krone eignet sich hervorragend für einen kurzen Wochenend-Trip mit einer Übernachtung im angeschlossenen Hotel, einer ausgiebigen Nutzung des Spa-Bereichs (mit einer fantastischen Hochsitzsauna!) und einem wunderbaren Abendessen. Das Essen ist in der vegetarischen Variante hervorragend und kreativ, aber bodenständig und mit schönem Bezug zu dieser Region des Schwarzwalds.
Der Service sowohl im Restaurant als auch im Hotel sind über jeden Zweifel erhaben. Man merkt, dass es sich um einen Familienbetrieb handelt, für den es wichtig ist, dass die Gäste und die Mitarbeiter wohl fühlen. Soviel herzliche Freundlichkeit habe ich selten in einem Hotel erlebt.
Wir werden auf jeden Fall nochmal vorbeikommen.
Bewertung
- Essen 7,5/10
- Service 9/10
- Ambiente 8/10
- Gesamtwertung: 8/10
Anschrift
Berlins Krone
Marktplatz 1-3
75385 Bad Teinach-Zavelstein
berlins-hotel.de